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Cultural Fit im Recruiting und Employer Branding

Jan Köhler • 12.05.2022 • Lesezeit: ca. 4 Minuten

Cultural Fit im Recruiting und Employer Branding

Die Bereitschaft für einen Jobwechsel war selten so hoch wie heute. Im Jahr 2021 haben in den USA rekordverdächtige 45 Millionen Menschen ihre Stelle gekündigt. Dahinter steckten unterschiedliche Motive. Manche älteren Arbeitnehmer:innen zogen den Renteneintritt vor. Eltern mit Kindern litten unter geschlossenen Kindergärten oder Schulen – und manche kündigten daraufhin ihren Job. Andere hatten durch die Pandemie mehr Zeit zum Nachdenken – und beschlossen, sich beruflich neu zu orientieren. Das kann eine völlig neue Tätigkeit bedeuten oder den Wechsel zu einem anderen Arbeitgebenden mit ähnlichen Aufgaben wie zuvor.

 


Welchen Unternehmen droht eine hohe Fluktuation? Insbesondere unflexiblen Arbeitgebern, die ihren Mitarbeitenden in der Pandemie nur unwillig das Homeoffice ermöglichten oder wenig Flexibilität zu Arbeitszeiten und dem mobilen Arbeiten zeigen. Durch den demografischen Wandel werden Fachkräfte händeringend gesucht, in den USA wie auch in der DACH-Region. Die Corona-Pandemie hat dazu beigetragen, dass mehr Arbeitnehmer:innen auf Anfragen von Recruiter:innen reagieren oder sich gar aktiv bewerben. In manchen Branchen und Berufszweigen entwickelt sich ein starker Nachfrageüberhang, also ein Arbeitnehmermarkt. Deshalb ist es für Unternehmen wichtig, ihren Marktwert zu erhöhen, um für die gefragten Spezialisten attraktiv zu bleiben.

Authentisches Employer Branding als Basis für den Cultural Fit

Eine authentische Arbeitgebermarke kann das Recruiting trotz des Fachkräftemangels erleichtern. Das Employer Branding ermöglicht Unternehmen, die Anzahl und Qualität der Bewerbungen zu erhöhen. Durch den ehrlichen Blick hinter die Kulissen können die Bewerbenden einschätzen, auf welche Unternehmenskultur sie sich einlassen. Damit ist die gelebte Kultur im Unternehmen gemeint, keine Hochglanzbroschüren mit Stockfotos. Im Idealfall sollte die Außendarstellung ein konsistentes Bild vermitteln und nicht von dem Unternehmensalltag abweichen.

Warum ist das so wichtig? Die fachliche Eignung der sich bewerbenden Person wird „Professional Fit“ genannt. Sie lässt sich durch die Ausbildung und Erfahrung leicht erkennen und überprüfen. Der klassische Lebenslauf gibt leider wenig Hinweise darauf, inwiefern die Bewerberin oder der Bewerber menschlich geeignet ist. Ob sich die Werte des Unternehmens mit ihren Werten decken und sie die Unternehmenskultur mittragen, beschreibt der „Cultural Fit“.

Der Cultural Fit als Element der Verbindung in diversen Teams

In der global vernetzten Wirtschaft sind die Menschen nicht mehr auf schlechten Service und fehlerhafte Produkte angewiesen. Der nächste Anbietende ist im Internet nur einen Mausklick entfernt. Daher wird es für Unternehmen immer wichtiger, die Bedürfnisse der Kund:innen zu kennen und zu verstehen. Mit einem diversen Team lassen sich leichter maßgeschneiderte Produkte für die Zielgruppe entwickeln. Zudem haben Unternehmen erkannt, dass diverse Teams erfolgreicher und innovativer sind. Arbeiten Menschen unterschiedlichen Alters, Geschlechts und kulturellen Hintergrunds zusammen, können sie ihre vielfältige Erfahrung und ihren persönlichen Blickwinkel einbringen.

Wird bei der Einstellung auf den Cultural Fit geachtet, stehen die Mitarbeitenden gemeinsam hinter den Werten des Unternehmens. Das Teambuilding von sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten lässt sich durch dieses verbindende Element erleichtern.

Effizient recruiten und onboarden dank Cultural Fit

Die Candidate Journey kann sich über Wochen, Monate oder gar Jahre erstrecken. Somit ist es wichtig, dass die Employer Brand immer zu erkennen ist – und sich das Bild vom Unternehmen im Laufe der Zeit festigt.

Noch vor dem Vorstellungsgespräch kann der Cultural Fit abgefragt werden. Das Unternehmen fragt in seiner Stellenanzeige beispielsweise: „Welche Werte sind Ihnen an Ihrem Arbeitsplatz am wichtigsten?“. Auch könnte die Frage gestellt werden: „Welcher unserer Unternehmenswerte überzeugt Sie am meisten und warum?“. Im Bewerbungsgespräch kann das Thema vertieft werden.

Später kann der Prozess des Onboardings effizienter gelingen. Stimmt die Atmosphäre zwischen den bisherigen Mitarbeitenden und den Neuzugängen, wird das Wissen leichter geteilt und angenommen. Damit reduziert sich die Gefahr, dass Mitarbeitende in der Probezeit wieder abspringen. Durch die geringere Fluktuation spart das Unternehmen Kosten, sorgt für mehr Ruhe im Team und profitiert von loyalen Mitarbeitenden. Diese sprechen idealerweise sogar eine Empfehlung aus oder bringen gleich weitere Kandidat:innen mit.

Wer sich schnell im Team zurechtfindet und gute Kontakte knüpft, fühlt sich wohl und kommt früher in seiner Rolle an. Die Mitarbeitenden sind in der Konsequenz motivierter und engagierter.

Mit dem Cultural Fit dem Fachkräftemangel wirksam begegnen

Auf den Cultural Fit zu achten, ist nicht nur ein Vorteil für den Arbeitgebenden. Gehalt und monetäre Zusatzleistungen sind nicht mehr die einzigen Faktoren, wenn sich die gefragte Fachkraft für eine neue Stelle entscheidet. Die Kultur und die Werte des Unternehmens können ausschlaggebend sein, wenn Bewerbende zwischen Angeboten einer Gehaltsbandbreite und vergleichbaren Incentives auswählen.

Entscheidend ist dabei, dass die Arbeitgebermarke die Werte des Unternehmens konsistent an allen Kontaktpunkten reflektiert. Egal ob es um die Karriereseite, die Website oder den Webshop geht, die Stellenanzeige oder die Posts und Dialoge in Social Media. Lobt sich das Unternehmen in der Ausschreibung für seine „Kommunikation auf Augenhöhe“, sollte die Kommentarfunktion in LinkedIn nicht deaktiviert sein. Werden flache Hierarchien und offene Türen als attraktive Benefits kommuniziert, mutet es seltsam an, wenn sich der Geschäftsführende nur zur Verkündung des Jahresabschlusses zeigt.

Auch jedes Gespräch und jede E-Mail entspricht idealerweise der gelebten Unternehmenskultur. Dazu gehört der Mitarbeiter am Empfang oder die Mitarbeiterin der telefonischen Kundenhotline. Mit ihrem Verhalten demonstrieren sie, ob die Unternehmenskultur nur ein leeres Versprechen ist – oder sie sich im Geschäftsalltag zeigt. Erst wenn die Werte und Kultur des Unternehmens klar hervortreten und auf allen Kanälen authentisch gelebt werden, kann es zu einem Cultural Fit kommen.

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