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Was zeichnet ethische Führung und Diversity Management aus?

Jan Köhler • 08.08.2022 • Lesezeit: ca. 3 Minuten

Ethische Führung

Führung ist keine einfache Aufgabe. Zwischen komplexen operativen Aufgaben müssen strategische Entscheidungen gefällt werden – alles stets unter der Berücksichtigung differenzierter Interessen aller Mitarbeitenden. Lange Zeit galten autoritäre Führungsstile als erfolgversprechend. Die Einstellung dazu und die Gesellschaft an sich haben sich geändert. Heute bestimmen andere Kriterien gute Führung. In den vergangenen Jahren sind dabei vor allem zwei Begriffe in den Vordergrund gerückt: Ethische Führung und Diversity Management.

 


Warum wird Führung immer wichtiger?

Ein möglichst großes Gehalt? Die Sicherheit, über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte beim Arbeitgeber bleiben zu können? Viele Urlaubstage, Homeoffice, möglichst wenige Überstunden? Nette Kolleginnen und Kollegen?

Jeder und jede definiert die ausschlaggebenden Kriterien für und wider eine Arbeitsstelle anders. Eines ist jedoch klar und auch empirisch belegt: Längst sind es nicht mehr die klassischen Faktoren wie Gehalt und Sicherheit, die entscheidenden Einfluss auf die Jobwahl nehmen.

Gerade in den jüngeren Generationen Y und Z kommen andere Beweggründe zum Tragen, warum sich Bewerber und Bewerberinnen für einen Job entscheiden oder nicht. Schließlich sind sie diejenigen, die sich ihren Arbeitgeber aussuchen können – und nicht umgekehrt, wie es über Generationen hinweg zuvor der Fall war.

Daher rücken andere Kriterien in den Vordergrund. Trotz individueller Vorstellungen und Erwartungen beinahe immer unter den ausschlaggebenden Punkten: Wie wird das Unternehmen, wie wird die Abteilung geführt? Wie ist das Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden?

Ethische Führung als neuer und zukunftsgerichteter Führungsstil

Das Stichwort in diesem Zusammenhang: Führungsstil. Was und wie werden Angestellte von ihren Vorgesetzten gefordert? Welches zwischenmenschliche Klima herrscht vor? Klassische Führungsstile sind seit Jahrzehnten bekannt – autoritär, demokratisch, charismatisch oder laissez-faire.

In den letzten Jahren hat sich ein weiterer entwickelt, der mal als eigener Führungsstil, mal als elementarer Bestandteil jedes bestehenden Führungsstils gesehen wird: Die ethische Führung. Doch was verbirgt sich hinter dieser neuen Art der Mitarbeiterführung?

Wer ethisch und authentisch führt, lebt vor, was er oder sie von den angestellten Mitarbeitenden erwartet. Basierend auf der Unternehmensethik äußert sich diese Führungskultur in einem angemessenen und regelgerechten Verhalten und Handeln. Das gilt für das tägliche Miteinander und die zwischenmenschlichen Beziehungen genauso wie für das Fördern dieses Handelns innerhalb der Belegschaft. Vorgesetzte kommunizieren das aktiv und fordern es ein.

Vereinfacht gesprochen: Ethische Führung bedeutet, nach den eigenen Werten zu agieren. Das schafft Authentizität und Glaubwürdigkeit. Von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen werden solche Führungskräfte als gerecht, umsichtig und vertrauenswürdig wahrgenommen.

Welche Wirkung erzielt ethische Führung?

In der Praxis ist die Wirkung ethischer Führung beinahe unumstritten. Zahlreiche Studien belegen die vielfältigen, positiven Einflüsse dieses Verhaltens auf das Arbeitsumfeld und das Verhältnis zwischen Angestellten und ihren Vorgesetzten.

Professoren der Universitäten von Hongkong und Georgia (USA) haben über Jahre erforscht, welche Auswirkungen ethische Führung auf Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hat. Das Ergebnis ist eindeutig: Je gerechter Vorgesetzte führen, desto zufriedener sind ihre Angestellten mit ihnen und ihrer eigenen Arbeit, desto seltener möchten sie das Unternehmen verlassen und desto motivierter sind sie.

Die Studie unter rund 30.000 Teilnehmenden ist nicht die einzige theoretische Untersuchung zur ethischen Führung. Alle weiteren kommen zum gleichen oder ähnlichen Schluss: Diese Art der Führung wirkt sich rundum positiv auf das Unternehmen und die Beziehungen untereinander aus.

Diversity Management als zentrale Aufgabe ethischer Führung

Doch wie äußert sich der zukunftsgerichtete Stil in der Praxis, auf was müssen Führungskräfte achten? Ein wesentlicher, wenn nicht der zentrale Bestandteil ethischer Führung ist, Diversity Management.

Innerhalb vieler, gerade großer Unternehmen herrscht unbegrenzte Vielfalt. Nicht nur alte und junge Generationen oder Vollzeitkräfte und Teilzeitmitarbeitende treffen aufeinander. Auch Kollegen und Kolleginnen verschiedener Nationalitäten, religiöser wie sexueller Orientierungen oder Menschen mit Handicap und Einschränkungen begegnen sich, um nur einige Ausprägungen zu nennen.

Hier kommt Diversity Management ins Spiel. Es ist dem Personalmanagement zugehörig und hat zur Aufgabe, die ausgeprägte Vielfalt der Belegschaft zum Vorteil des Unternehmens zu nutzen. Auch hier hat ähnlich wie bei Führungsstilen eine Zeitenwende stattgefunden. Während der Fokus bis vor Jahren darauf lag, Diskriminierung und Ausgrenzung zu verhindern, wird heute im Rahmen des Diversity Management Vielfalt gefördert und gezielt eingesetzt.

Inklusion & Co.: Ziele von Diversity Management

Die Kernaufgabe des Diversity Management liegt in HR- und Personalabteilungen. Für die Umsetzung verantwortlich sind vor allem Führungskräfte, die diese Werte und Einstellungen – Stichwort: Ethische Führung – authentisch vorleben müssen. Dabei verfolgt das „Vielfaltsmanagement“, wie der Begriff übersetzt werden kann, folgende Ziele:

  • Gleichbehandlung: Kein Raum für Diskriminierung, sondern grenzenlose Fairness gegenüber allen Mitarbeitenden. Dieses Ziel ist das übergeordnete des Diversity Management. Vor allem in den USA wird das stark diskutiert, aber auch in Deutschland flammt das Thema immer wieder emotionsgeladen auf. Beispiele sind der Gender Pay Gap oder eine Quote für Frauen in Führungspositionen.
  • Gezielter Einsatz der Diversität: Dieses Ziel klingt im ersten Moment etwas sperrig, hat jedoch einen strategischen Hintergrund. Um beispielsweise neue Märkte und Zielgruppen in Brasilien und Argentinien zu erschließen, können Verkäuferinnen und Verkäufer südamerikanischer Herkunft eingesetzt werden. Diese werden auf dem Zielmarkt besser akzeptiert als Menschen anderer Nationalität oder Kultur. Im Zentrum dieses Ziels steht also der wirtschaftliche Gedanke.
  • Integration und Innovation: Menschen bringen aufgrund ihrer diversen Eigenschaften differenzierte Gedanken, Ideen und Ansätze mit. Diversity Management soll diese fördern, damit ausgehend von verschiedensten Richtungen neue Impulse für das Unternehmen entstehen. So werden alle Mitarbeitenden integriert. Um diese Ziele im Unternehmensalltag umzusetzen, braucht es klare Leitlinien und auch Menschen, die sie vorleben – hier besteht erneut die Verbindung zu ethischer Führung.

Diversity Management in der Praxis umsetzen

Damit Diversity Management nicht nur ein leeres Versprechen bleibt, müssen alle Beteiligten gewillt sein, diese Art der Unternehmenskultur anzunehmen, umzusetzen und vorzuleben. Eine Möglichkeit: Werte können in konkreten Grundsätzen verankert werden, die allen zugänglich gemacht werden.

Zudem sollte klar sein, welche Maßnahmen zur Erreichung welcher Ziele ergriffen werden. Ist beispielsweise die Fluktuationsrate zu hoch, helfen andere Maßnahmen als bei einem Problem im internationalen Vertrieb.

Diese sehr praktischen Ansätze sind exemplarische Beispiele – letztlich ist Diversity Management ein übergeordneter Ansatz, der nicht nur zur Lösung singulärer Probleme eingesetzt wird. Daher sollten Maßnahmen ergriffen werden, die nicht nur punktuell, sondern regelmäßig stattfinden.

Wie wäre es mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, Gebetsmöglichkeiten, einer variablen Kantine (koscher, vegan & Co.), Sprachkursen, einem oder einer Gleichstellungsbeauftragten oder behinderten- und altersgerechten Arbeitsplätzen? Je nach Unternehmen, Zielen und Anforderungen sind die Optionen breit gefächert.

Darauf kommt es bei ethischer Führung an

Zusammengefasst: Diversity Management ist elementarer Bestandteil ethischer Führung. Doch was sind weitere Bausteine, damit dieser Führungsstil im Unternehmen funktioniert? Forschende der Universität Dortmund haben infolge einer Studie sieben Kriterien definiert:

  1. Fairness und Gleichheit: In diesem Kriterium besteht direkt die erste Verbindung zum Diversity Management. Alle Mitarbeitenden müssen gleich und fair behandelt werden.
  2. Integrität: Eine der Grundsätze ethischer Führung. Ehrlichkeit und Verlässlichkeit ist Trumpf.
  3. Mitarbeiterorientierung: Je fokussierter Vorgesetzte auf ihre Mitarbeitenden sind, desto zufriedener sind diese. Die Folge: Eine stärkere Mitarbeiterbindung.
  4. Rollenverständnis: Keine schwammigen Formulierungen und Rollenverteilungen, sondern klare und ehrliche Vorgaben. Das sorgt für eine erhöhte Arbeitszufriedenheit.
  5. Machtteilung: Kein rein autoritärer Führungsstil, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können mitbestimmen und sich aktiv einbringen.
  6. Ethische Anleitung: Es gibt klare Vorgaben für das Verhalten aller Beteiligten. Diese werden eingehalten: Wer sich daranhält, wird belohnt – wer sie missachtet, bestraft.
  7. Nachhaltigkeitsinteresse: Das nicht mehr wegzudenkende Thema der Nachhaltigkeit sollte sich im Verhalten von Vorgesetzten widerspiegeln, was zu mehr Commitment seitens der Mitarbeitenden führt.

Die sieben aufgezählten Punkte sind nicht in Vollständigkeit alle Kriterien, auf die es bei ethischer Führung ankommt. Sie fassen jedoch – empirisch belegt – den Kern zusammen, der den Grundstein für eine erfolgreiche Führungsstrategie legt.

Auf zu neuen Führungsufern

Ethische Führung, Diversity Management, Gleichberechtigung, Inklusion: Viele Buzzwords, die vor allem in den vergangenen rund zehn bis fünfzehn Jahren verstärkt Einzug gehalten haben. Sie sind jedoch viel weniger inhaltsleere Trendwörter als eher starke Leitplanken, an denen Unternehmen und ihre Führungskräfte sich orientieren können und sollten.

Noch stärkere Mitarbeiterorientierung und der Fokus auf die eigene Unternehmenskultur und die damit verbundenen Fragen nach Ethik und Diversität machen die Arbeit von Personalverantwortlichen im internen Employer Branding nicht einfacher. Falls Sie Unterstützung bei Ihrem Personalmanagement benötigen, begleiten wir von Köhler Kommunikation Sie gerne dabei. Wir freuen uns darauf!

© iStock.com/Edwin Tan

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